Im Jahr 2004 erschien ein Artikel von Walsh, M. et al. im Journal of Strength and Conditioning Research mit dem Titel: „The Effect Of Drop Jump Starting Height And Contact Time On Power, Work Performance, And Moment Of Force“.
Das Ziel der Studie war es zum einen, die Effekte der Bodenkontaktzeit beim Drop Jump auf verschiedene Sprungparameter zu messen und zum anderen, die Zusammenhänge zwischen der Bodenkontaktzeit und der Absprunghöhe zu untersuchen.
Theoretischer Hintergrund:
Wenn man plyometrische Arbeit verrichtet, wird der Muskel gedehnt, bevor er direkt darauf explosiv kontrahiert. Diese Arbeit wird auch als Arbeit im Dehnung-Verkürzung-Zyklus (DVZ) bezeichnet. Vorherige Studien konnten aufzeigen, dass durch einen DVZ deutlich höhere Belastungs- und Kraftwerte erzielt werden konnten, als ohne DVZ.
Dennoch kamen frühere Studien zu verschiedenen Ergebnissen bezüglich der Absprunghöhe der Drop Jumps.
Lees und Fahmi (1994) berichteten, dass eine Absprunghöhe von 12cm den höchsten Kraftwert und die höchste Sprunghöhe verzeichnen konnte. Gemessen wurden die Höhen 12cm, 24cm, 36cm, 46cm, 58cm und 68cm.
Bobbert et al. (1987) verglichen Absprunghöhen von 20cm, 40cm und 60cm. Sie fanden keine signifikanten Ergebnisse in der Sprunghöhe.
Voigt et al. (1995) fanden heraus, dass Counter Movement Jumps (CMJ) und Drop Jumps (DJ) bei einer Absprunghöhe von 30cm signifikant bessere Sprunghöhen ergaben als bei Absprunghöhen von 60cm und 90cm.
Ein Erklärungsansatz, warum es zu so unterschiedlichen Ergebnissen gekommen ist, könnte eine unterschiedliche Sprungtechnik sein.
Schaut man sich beispielsweise die Untersuchung Chelly und Denis aus dem Jahr 2001 an, so findet man am Beispiel des Sprints Unterschiede beim DVZ zwischen Beschleunigungsphase (Kraftwerte entscheidend) und die Phase der maximalen Geschwindigkeit (Stiffness entscheidend).
Arampatzis et al. berichteten 2001 darüber, dass Drop Jumps mit kürzeren Bodenkontaktzeiten mit höheren Werte der Stiffness einhergingen.
Daraus ergibt sich aus Überlegungen, dass unterschiedliche Schwerpunkte in der Sprungtechnik für das Training von Beschleunigung und maximaler Geschwindigkeit ideal sind.
Bobbert et al. unterstreichen diese Überlegung, da sich bei gleicher Absprunghöhe unterschiedliche Kraftwerte ergaben, je nachdem ob eine kurze Bodenkontaktzeit oder eine längere Bodenkontaktzeit gewählt wurde.
Methode und Durchführung:
In der vorliegenden Studie nahmen 15 männliche Probanden (alle Zehnkämpfer) teil. Sie übten Drop Jumps von verschiedenen Absprunghöhen (20cm, 40cm und 60cm) aus. Abhängig von ihren Bodenkontaktzeiten wurden sie in fünf Gruppen eingeteilt, welche untereinander bezüglich weiterer ermittelter Parameter verglichen wurden. Dabei hatte Gruppe 1 die längsten Bodenkontaktzeiten und die Gruppe 5 die kürzesten Bodenkontakzeiten. Die Gruppen 2-4 bildeten weiter, in progressiven Abstufungen der Kontaktzeiten, die Zwischengruppen.
Zunächst einmal wurden die Teilnehmer darauf aufmerksam gemacht, dass sie die Hände während der Sprünge an ihrer Hüfte positionieren sollten. Die Instruktionen an die Probanden waren folgende:
- „Jump as high as you can“
- „Jump high a little faster than your previous jump“
Die Bodenkontaktzeiten wurden bei jedem Sprung mit einer Kistler Kraftmessplatte aufgezeichnet. Jeder Athlet durfte pro Höhe so oft springen, bis er seine Bodenkontaktzeit nicht weiter verbessern konnte.
Auch die Kraftwerte wurde über die Kraftmessplatte erhoben. Zusätzlich wurde die Bewegung durch eine High-Speed Kamera aufgezeichnet und wichtige Punkte am Körper der Probanden mittels Marker gekennzeichnet.
Ergebnisse:
In allen Gruppen bestanden signifikante Unterschiede in den Bodenkontaktzeiten bei den unterschiedlichen Absprunghöhen.
Der maximale vertikale Kraftwert (VFmax) stieg an, sobald sich die Absprunghöhe erhöhte und auch sobald die Bodenkontaktzeit kürzer wurde.
Die vertikalen Absprunggeschwindigkeiten bei den drei verschiedenen Absprunghöhen waren in der Gruppe 1 am höchsten und signifikant höher als die der Gruppen 4 und 5.
Die Probanden der Gruppe 3 erzeugten die höchsten mechanischen Leistungen am Körperschwerpunkt während der konzentrischen Phase des Drop Jumps. Dies ergab einen signifikanten Unterschied gegenüber allen Gruppen und verschiedenen Absprunghöhen.
Innerhalb der einzelnen Gruppen nahm der Wert dieser mechanischen Leistung von 20cm auf 40cm zu und darauf folgend von 40cmm zu 60cm wieder ab.
Im Kniegelenk ergaben sich die niedrigsten maximalen mechanischen Leistungen in der Gruppe 5., unabhängig von der Absprunghöhe. Die höchsten Werte lagen bei den Gruppen 1 und 2. Die maximalen Momente im Kniegelenk veränderten sich signifikant mit der Absprunghöhe und das bei allen 5 Gruppen. Der kleinste Wert wurde in Gruppe 5 bei einer Absprunghöhe von 20cm erreicht, dieser Wert war signifikant kleiner als alle anderen Werte innerhalb der Gruppen. Die geleistete Arbeit im Kniegelenk war in der Gruppe 1 am höchsten und in der Gruppe 5 am niedrigsten.
Im Fußgelenk zeigten sich bei den Gruppen 3 und 4 die höchsten maximalen mechanischen Leistungen. Bezüglich der Absprunghöhen ergaben sich keine signifikanten Unterschiede. Der maximale Moment im Fußgelenk zeigt einen steigenden Trend mit abnehmender Bodenkontaktzeit, der jedoch nicht signifikant ist. Die geleistete Arbeit im Fußgelenk war in der Gruppe 5 am niedrigsten und in den Gruppen 1-3 am höchsten. Zwischen den Gruppen 1-3 ergaben sich keine Unterschiede, sondern es zeigten sich sehr ähnliche Werte.
Diskussion:
In den Ergebnissen konnte man erkennen, dass die unterschiedlichen Bodenkontaktzeiten deutlich öfter mit Veränderungen der Sprungparameter einhergingen als mit wechselnder Absprunghöhe.
Sprünge mit einer langen Bodenkontaktzeit (179-222ms) zeigten eine Leistungsbeteiligung des Knies von ca. 45%. Bei kürzeren Bodenkontaktzeiten (160-167ms) waren es noch ca. 37% und bei sehr kurzen Bodenkontaktzeiten (136- 152ms) sogar nur noch ca. 28%.
Die Leistungsbeteiligung des Fußgelenks bleibt allerdings unabhängig von der Bodenkontaktzeit zwischen ca. 31-35%. Aus diesen Ergebnissen folgt, dass in der Trainingsplanung vermehrt das Kniegelenk beteiligt werden sollte, da dort die größte Varianz auftritt.
Sowohl der Körperschwerpunkt, als auch das Kniegelenk und das Fußgelenk scheinen bei ihrer geleisteten Arbeit stark von der Bodenkontaktzeit beeinflusst zu sein, sodass längere Bodenkontaktzeiten erheblich höhere Arbeit verlangen. In der Trainingsplanung der Vorbereitung, wo hohe Arbeitsvolumen verrichtet werden können, ohne dass die Schnelligkeit der Bewegung im Vordergrund steht, scheinen also auch längere Bodenkontaktzeiten sinnvoll.
Wie berichtet bleibt die maximale mechanische Leistung im Fußgelenk bei den unterschiedlichen Absprunghöhen weitestgehend gleich. Es ist denkbar, dass hier das Kniegelenk beim Ausgleich hilft, sodass das Fußgelenk gleichbleibende Werte erzielen kann.
Die maximalen vertikalen Kraftwerte stiegen mit steigender Absprunghöhe und mit kürzerer Bodenkontaktzeit.
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen auf, dass die Absprunghöhe in der Trainingsplanung an die Bodenkontaktzeiten angepasst werden sollten. Denn betrachtet man die Studienergebnisse ist es nicht zielführend die Absprunghöhe anzupassen, ohne die Bodenkontaktzeiten zu berücksichtigen.
Allerdings ist es häufig einfacher im Trainingsbetrieb die Absprunghöhe zu verändern, als die Bodenkontaktzeit. Denn hierfür müsste die Absprunghöhe individuell für die Athleten und deren Bodenkontaktzeiten festgelegt werden.
Die Sprungparameter wurden jedoch hauptsächlich von der Bodenkontaktzeit beeinflusst, weshalb diese Mühe auf sich genommen werden sollte um eine sinnvolle Trainingssteuerung durchzuführen. Die Ziele des Sprungkrafttrainings sollten vorher festgelegt werden. Hierbei spielen die sportartspezifischen Aspekte eine Rolle und sollten mit einbezogen werden. Ein Volleyballer oder Basketballer arbeitet mit einer anderen Bodenkontaktzeit als beispielsweise ein Weitspringer oder Sprinter. Wobei bei den Letztgenannten erneut unterschieden werden muss in Beschleunigung und Fortbewegung unter maximaler Geschwindigkeit bzw. Beschleunigung, Fortbewegung unter maximaler Geschwindigkeit und anschließendem Absprung.
Auch in der Diagnostik ist dies zu berücksichtigen. Führt man beispielsweise mit einem Sprinter einen Vertikal Jump Test durch und der Sprinter verbessert seine Sprunghöhe im Posttest, kann es sein, dass er zwar höher springt, dafür aber eine längere Bodenkontaktzeit benötigt, was ihm beim Übertrag in den Sprint bei der maximalen Geschwindigkeit eher nachteilig beeinflusst.
Wenn ihr es noch genauer wissen wollt, gibt es hier dir Studie zum nachlesen.
Ebenfalls beschäftigen sich Experten auf Online-Trainer-Lizenz.de seit Jahren mit gleichen Themenbereichen und dort gibt es einen weiteren interessanten Beitrag:
https://www.online-trainer-lizenz.de/blog/sprungkraft-trainieren/