Internationale Karrieren entstehen in den seltensten Fällen von heute auf morgen – sie wachsen aus Neugier, aus Zielstrebigkeit und aus dem Mut, auch einmal neue und unkonventionelle Wege zu gehen. Unser Referent Patrick Pröller ist dafür ein gutes Beispiel: Nach Stationen in Österreich und der Schweiz hat es ihn nun mit seiner Familie nach Shanghai verschlagen – in eine völlig neue Welt, kulturell wie beruflich. Diese Veränderung erfordert auch eine starke mentale Vorbereitung.
Was zunächst nach einem gewagten Sprung klingt, entpuppt sich als konsequente Weiterentwicklung seines klaren beruflichen Kompasses: fundiertes Wissen, internationale Offenheit und die Bereitschaft, sich immer wieder neu einzulassen.
Im Gespräch erzählt Patrick Pröller von seinen Beweggründen für den Wechsel nach China, vom Alltag als Sportphysiotherapeut in einem internationalen Setting – und von den vielen kleinen und großen Learnings, die ihn heute als Therapeut und Mensch prägen. Im Interview mit Oliver von spt-education spricht Patrick über sportliche Erfolge, kulturelle Unterschiede und die Frage, was eine wirklich gute Karriere im internationalen Spitzensport heute ausmacht


spt-education: Lieber Patrick, was war deine Motivation nach China zu gehen?
Patrick: Schon während des Studiums spürte ich den Drang, ins Ausland zu gehen – nicht wegen eines speziellen Landes, sondern weil ich eine neue Herausforderung suchte. Nach fünf Jahren in der Schweiz hat mich das Abenteuer dann nach Shanghai verschlagen. Dr. Rob Chakraverty durfte ich vor 2 Jahren kennenlernen. Damals war er noch Head of Performance and Medicine bei den Wolverhampton Wanderers (Zusammenarbeit mit GCZ). Über ihn hat sich diese überrachende Türe geöffnet. Der Wechsel klingt vielleicht krass – andere Sprache, Kultur, Arbeitsweise – aber mit klarem Ziel und der richtigen Unterstützung (inkl. Dolmetscher!) ging es überraschend easy. Wichtig ist: Wenn man wirklich will, findet man Lösungen – selbst in China.

spt-education: Gibt es Unterschiede in der Arbeitsweise zwischen Österreich/Schweiz und China?
Patrick: In Europa sind die Unterschiede zwischen Österreich und Schweiz marginal, aber in China ist alles anders: Sprachbarrieren, Arbeitsmoral, Attitüde der Spieler, Erwartungen an Physiotherapie und somit die interdisziplinäre Kommunikation. Hier zählt nicht nur Fachwissen, sondern auch kulturelle Sensibilität. Mein Learning? Klare Rahmenbedingungen schaffen, Aufgaben definieren – und vor allem zuhören. Diese Erfahrung ist Gold wert für jede internationale Karriere.



„Wissenschaft trifft Praxis: Die Studienbasis als Sprungbrett“
spt-education: Wie hat dich deine Studentenzeit geprägt?
Patrick: Das BSc/MSc-Studium ist wie die Basis eines Eisbergs: Es gibt dir das holistische, evidenzbasierte Fundament – Anatomie, Physiologie, wissenschaftliches Denken. Alles, was danach kommt (Weiterbildungen, Praxis), baut darauf auf. Die Grundprinzipien aus dem Studium gelten weltweit – auch wenn die Umsetzung kulturell anders aussieht
spt-education: Was waren deine beruflichen Highlights bis hierher?
Patrick: Emotional bleiben mir zwei Dinge: In Zürich der Aufstieg in die Super League und der Klassenerhalt 2024 – diese Team-Erlebnisse sind magisch. Und hier in Shanghai der Super-Cup-Sieg. Aber genauso berührend ist jeder einzelne ‚Return-to-Play‘-Fall: Wenn ein Athlet nach Verletzung zurückkommt, ist das jedes Mal ein kleiner Sieg.


spt-education: Was braucht man um als Physiotherapeut international erfolgreich zu sein?
Patrick: Fachlich muss man top sein, ja – aber die wahren Game-Changer sind Soft Skills: Empathie, Authentizität und die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen (Growth Mindset!). Im High-Performance-Sport geht’s um Vertrauen. Mein Rat? Scheut euch nicht vor Unsicherheiten – niemand ist perfekt. Progress zählt, nicht Perfektion.
„Was wirklich zählt: Persönlichkeit im High-Performance-Alltag“
spt-education: Hast du noch Tipps für jüngere Kollegen, die den Sprung in den Leistungssport wagen wollen?
Patrick: Baut früh ein internationales Netzwerk auf! Hätte ich einen Tipp für mein jüngeres Ich: Mach so viele Praktika wie möglich, such dir Mentoren und sei neugierig. Connections sind alles – und habt keine Angst vor Umwegen. Mein Weg war nicht linear, aber genau das macht ihn wertvoll. Und denkt dran: Es gibt keine Grenzen, außer die, die wir uns selbst setzen.
spt-education: Danke dir Patrick für deine Impulse!
Patrick: Sehr gerne.


