(*08.10. 1952 †11.06.2023)
Frans van den Berg hat wie kaum ein anderer zur Weiterentwicklung der Manuellen Therapie beigetragen. Während viele Vertreter unseres Faches überwiegend an manuellen Techniken interessiert waren, die Brücke zu den klinischen Fächern der Medizin schlagen wollten oder die Prinzipien der manualtherapeutischen Untersuchung und Behandlung herauszuarbeiten versuchten, führte sein Weg ihn und uns in die Physiologie. Frans hat die etablierten Lehr- und Glaubenssätze der Manuellen Therapie kritisch hinterfragt und versucht, sie wissenschaftlich zu belegen. Zwangsläufig wurden dabei einige Regeln und Grundannahmen modifiziert oder durch wissenschaftlich fundierte Modelle ersetzt. Ein neues Verständnis von Heilungsprozessen, Wirkmechanismen und funktionellen Zusammenhängen bis hin zu Aspekten der Ernährung, des Trainings und der psychischen Gesundheit hielt dadurch Einzug in ein Konzept, das sich zuvor stark am Biomedizinischen Krankheitsmodell orientiert hatte. Zahlreiche Fachbücher und Beiträge in Fachzeitschriften zeugen von seinen Verdiensten um die Manuelle Therapie und die Physiotherapie überhaupt. So unterstützte er auch die Akademisierung der Physiotherapie in Deutschland und Österreich mit großem Engagement. Neben allen Vorteilen sah er aber auch die Gefahr, dass die Bedeutung praktischer Kompetenzen unterschätzt werden und die handwerkliche Kunst verloren gehen könnte. Er forderte daher immer wieder ein, die Vermittlung therapeutischer Skills in den Studiengängen nicht zu vernachlässigen. Um dies zu unterstützen, nahm er Lehraufträge an mehreren Hochschulen an.
Die Grenzen zu anderen therapeutischen Konzepten waren für Frans van den Berg keine Demarkationslinien sondern interessante Schnittstellen, an denen er einen regen und konstruktiven Austausch pflegte und viele Freundschaften schloss. So gehörte er zu dem kleinen Kreis derer, die regelmäßig zu nationalen und internationalen Veranstaltungen und Kongressen eingeladen wurden. Seine Vorträge waren äußerst bereichernd, meist forsch, gerne auch provokativ. Diskussionen scheute er nie und führte sie leidenschaftlich, gut begründet und stets sehr kollegial. In der praktischen Ausbildung beeindruckte er besonders an Patienten mit komplexen Beschwerdebildern und mit seiner ganzheitlichen Herangehensweise.
Auf seinem beruflichen Lebensweg hat Frans van den Berg viele Kolleginnen und Kollegen maßgeblich geprägt. Seinen Schülern war er nicht nur Vorbild und Lehrer. Er inspirierte und förderte sie in besonderem Maße und war vielen Mentor und Freund – manchmal sogar Retter in der Not.
Frans zum Freund zu haben, war ein großer Reichtum. Er nahm stets Anteil am Leben seiner Freunde und stand ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Besonders wichtig war es ihm, uns zu einer im weitesten Sinne gesunden Lebensführung zu motivieren und sie daran zu erinnern, dass sie selbst ihres Glückes Schmied sind und es auch außerhalb der Arbeit viele Eisen gibt, die es zu schmieden lohnt. Noch kurz vor seinem Tode ließ er uns wissen, dass er auf ein erfülltes Leben zurückblicke und daher leichten Herzens gehen könne. Vor wenigen Tage ist er nun diesem letzten Weg gegangen.
Wir verneigen uns in Dankbarkeit vor einem großen Menschen, Lehrer und Therapeuten.
Udo Wolf und Hans-Josef Haas