Auswirkungen von Explosivkrafttraining innerhalb der Saison

In der Thieme Zeitschrift „Sportverletzungen Sportschaden“ 2017; 31(03): 167-173 veröffentlichte die Forschergruppe um Hermassi et al. ihre Pilotstudie aus dem Handballsport mit dem Titel: „Effects of In-Season Explosive Strength Training on Maximal Leg Strength, Jumping, Sprinting, and Intermittent Aerobic performance in Male Handball Athletes“.

Einleitung:
Der Handballsport ist ein sowohl technisch und taktisch, als auch physisch sehr anspruchsvoller Sport. Er ist gekennzeichnet durch viele verschiedene konditionelle Ansprüche an den Sportler. Gerade die explosive Kraftentfaltung bei Sprüngen, Sprints oder Richtungsänderungen sind für den Erfolg in dieser Sportart von hoher Bedeutung.

Methode:
Innerhalb dieser Studie wurden 22 Handballer der ersten tunesischen Liga in zwei Gruppen eingeteilt. Die Kontrollgruppe (CN: n=10) verrichtete ihr ganz normales Training, die Trainingsgruppe (TN: n=12) übte zusätzlich zu ihrem normalen Training, ein zweimal die Woche stattfindendes Krafttraining für die untere Extremität aus. Das Krafttraining fand immer direkt vor dem eigentlichen Handballtraining statt und beinhaltete folgende Übung und Reizkonfiguration:
–       Halbkniebeuge mit 80-95% des 1RM,
–       1-3 Wiederholungen,
–       3-6 Serien,
–       3-4min Pause zwischen den Serien

Der Interventionszeitraum ging über zehn aufeinander folgende Wochen.

Zu Beginn und nach der Intervention wurden folgende Leistungsparameter erhoben:
–       Halbkniebeuge: 1RM (One Repetition Maximum)
–       Shuttle Run Test (RSA): 6x2x15m
–       Squat Jump
–       Counter Movement Jump
–       Yo-Yo Intermittent Recovery Test

Ergebnisse:
Die Trainingsgruppe wies nach dem zehnwöchigen Training signifikant höhere Werte im 1RM der Halbkniebeuge, im Counter Movement Jump und im Shuttle Run Test auf.

Fazit:
Es konnte aufgezeigt werden, dass zweimal wöchentlich stattfindendes Explosivkrafttraining mit hohen Gewichten mittels Halbkniebeuge die Kraft der Unteren Extremität verbessern konnte. Allerdings ist die individuelle Handballleistung nicht nur von der Kraft abhängig, sondern es wäre durchaus sinnvoll andere leistungsbestimmende Faktoren, wie Change of Direction Speed (COMD), Agility, maximale Beschleunigung und handballspezifische Sprungformen ebenfalls zu erfassen. Die vorliegende Studie gibt Einblicke, wie ein IMK Training (je nach Definition sind allerdings 80% etwas wenig) während der Saison einsetzbar ist und zeigt einige positive Resultate auf. Eine weitere Überlegung wäre ob der Einsatz von spezifischen plyometrischen Übungen (z.B. Drop Jump vertikal und horizontal usw.) noch weitere positive Eigenschaften hinsichtlich der oben genannten Aspekte hervorbringen kann. Schildert uns gerne eure Erfahrungen in diesem Bereich! Wie trainiert ihr während der Saison eure Schnellkraft? Und welche Methoden der Leistungsdiagnostik verwendet ihr in diesem Bereich?

Hier geht’s zur kompletten Studie