Bildgestützte Behandlung eines Jumper’s Knee

Unter dem Titel „Ultrasound and Doppler-Guided Surgery for the Treatment of Jumper’s Knee in Professional Rugby Players“ veröffentlichten im Januar 2015 Hakan Alfredson und Lorenzo Anthony Masci ihre Studie über die Behandlung des Jumper’s Knee.

Unter Rugbyspielern ist das Jumper’s Knee eine durchaus bekannte Beeinträchtigung mit schwierigen Behandlungsmöglichkeiten. Das Jumper’s Knee scheint durch eine Überbelastung der Knieextensoren zu entstehen und tritt in Sprungsportarten und in Sportarten mit starken explosiven Beinaktivitäten gehäuft auf. Nichtoperative Behandlungen benötigen meist eine sehr lange Rehabilitationszeit und liefern nicht immer die erhofften Ergebnisse. Intratendinöse Korrekturoperationen haben bislang nur unzufrieden stellende Ergebnisse erzielt. 

Neuere Studien, welche auf die Innervationsmuster und die Behandlung der Gefäße und Nerven außerhalb der Sehne (durch Ultraschall und Doppler-Guided Treatments) abzielten, brachten vielversprechende Ergebnisse zu Tage. In geschädigten Sehnen sollen demnach kaum Nerven innerhalb der Sehne zu finden sein, jedoch finden sich zahlreiche Nerven, die in enger Beziehung zu den Blutgefäßen liegen,  auf der tiefen dorsalen Seite der Sehne. Durch einen arthroskopischen Eingriff, welcher durch Ultraschall und Doppler unterstützt wird, soll eine schnelle postoperative Genesung möglich werden.

Studiendesign:

In der vorliegenden Studie von H. Alfredson und L. A. Masci wurden 12 Patellarsehnen von 9 verschiedenen professionellen Rugbyspielern behandelt. Das durchschnittliche Alter der Athleten lag bei 26 Jahren und alle litten seit mind. 12-72 Monaten unter Schmerzen des proximalen Anteils der Patellarsehne.
3 der 12 Patellarsehnen waren bereits durch einen vorausgegangenen intratendinösen Eingriff, ohne zufriedenstellendes Ergebnis, beeinflusst.
Bei allen Athleten fand man eine Verdickung im proximalen Bereich der Patellarsehne mit lokal erhöhtem Blutfluss vor.

Der Eingriff:

Der arthroskopische Eingriff erfolgte  unter allgemeiner oder lokaler Anästhesie.
Mit einem Shaver wurde bei gleichzeitiger Doppler-unterstützender Bildgebung, die Region mit erhöhter Durchblutung und Nervenbildung auf der dorsalen Seite der Sehne vorsichtig zerstört. Dabei wurde kein Sehnengewebe herausgeschnitten und der Hoffa-Fettkörper wurde von dem Einsatz nicht beeinflusst.
Auch die Patella selbst wurde untersucht und bei scharfen Kanten an der Patellarspitze, wurden diese geglättet. Nach diesem Eingriff wurden die Eintrittsstellen zugenäht und 20ml Chirocain zur lokalen Betäubung in das Kniegelenk injiziert.

Nachbehandlung:

Tag 1:              Der Patient blieb über Nacht und durfte am darauf folgenden Tag unter                                eigenem Körpergewicht gehen.

1.-2. Woche:   ROM-Übungen, Training des Quadrizeps, weiter Laufübungen und leichtes                          Radfahren ab der 2. Woche.

3.-6. Woche:   Steigende Belastung der Patellarsehne, abhängig vom Ergusszustand im                              Kniegelenk, sowie der muskulären Fitness und eventuell auftretender                                    Schmerzsymptome.

7.-12. Woche: Ohne auftretende Komplikationen durfte das Rugbyspielen unter                                          steigender Belastung wieder aufgenommen werden.

Vor und 6-7 Wochen nach dem Eingriff wurde von den Athleten ein VISA-P Scoring ausgefüllt. Der Victorian Institute of Sport Assessmentscale (VISA) stellt eine Skala für Patellartendinopathien dar, welche durch den Sportler selbst abgegeben wird.

Ergebnisse:

Für 9 Patellarsehnen (7 verschiedener Spieler) kam es zu hervorragenden Ergebnissen und die Athleten konnten schon nach 4-6 Monaten wieder voll ins professionelle Rugby einsteigen. Die 3 Patellarsehnen der übrigen 2 Sportler waren durch eine intratendinöse Korrekturoperation vorbehandelt. Diese konnten nicht mehr ins professionelle Rugby zurückkehren.
Der mittlere Wert der VISA-Skalen erhöhte sich signifikant von 49 (vor dem Eingriff) auf
78 (nach dem Eingriff), was auf eine Verbesserung schließen lässt, denn je niedriger der Wert, desto mehr Schmerzsymptome und Aktivitätseinbußen auf Seiten des Sportlers.

Diskussion:

Die vorliegende Studie konnte aufzeigen, dass der Ultraschall- und Doppler-unterstütze
arthroskopische Eingriff für Rugbyspieler mit chronischem Jumper’s Knee (außer bei denen, mit intratendinöser Vorbehandlung) eine Möglichkeit darstellt, schnell wieder ins professionelle Rugby einzusteigen.
Man muss allerdings beachten, dass es sich nur um eine kleine Gruppe Patienten handelte und man noch keine Langzeitergebnisse vorweisen kann. Andererseits zeigt die Studie ähnliche Ergebnisse wie die von L. Willberg et. al. von 2014, welche Ergebnisse über immerhin 4 Jahre aufzeichnete.
Trotz der starken Steigerung des VISA-Scoring muss man betonen, dass keiner der Athleten nach dem Eingriff komplett schmerzfrei war.
Außerdem muss man die individuellen Return to Sports Zeitpunkte beachten. Während einer der Athleten schon nach 8 Wochen wieder ins Rugbyspielen einsteigen konnte, brauchte es bei einem anderen Athleten 5 Monate.

Unter diesem Link findet ihr den Abstract zu der Studie und die Möglichkeit euch die Studie als PDF down zu loaden