Effekte von “Cryocompression Therapy”

Im Journal of Sports Science and Medicine (JSSM) veröffentlichten Dupont et al. (2017) ihre Studie unter dem Namen “The Effects Combining Cryocompression Therapy following an Acute Bout of Resistance Exercise on Performance and Recovery”. Sie untersuchten, wie sich die Kombination von Kälte- und Kompressionsanwendung auf die Leistung und Regeneration nach einem Krafttraining auswirkt.

Einleitung:
Die Erholung nach einer intensiven sportlichen Belastung spielt in der Trainingsgestaltung eine wichtige Rolle. In der Vergangenheit konnte aufgezeigt werden, dass sowohl Kompression, als auch Kälteanwendungen die negativen Effekte von Gewebeschäden reduzieren. Dabei gibt es verschiedene Ausführungsarten, die den Erholungsprozess physiologisch und auch nach subjektivem Empfinden verbessern.

Wissenschaftlicher Hintergrund:
Es konnte herausgefunden werden, dass kalte Temperaturen die Blutgefäße verengen und hierdurch H+ Ionen schneller aus den Muskeln transportiert werden können (Bailey et al., 2007; Eston and Peters, 1999). Kälte verringert laut Pournot et al. (2011) außerdem den Entzündungsprozess und reduziert zudem die empfundene Muskelermüdung (Vaile et al., 2008). Eine Metaanalyse von 2015, durchgeführt von Hohenauer et al., kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass die Erholung durch Kälteanwendung nur minimal und meist nur in der subjektiven Einschätzung sichtlich verbessert wurde.

Hinsichtlich der Auswirkungen von Kompressionsanwendungen, konnten viele Untersuchungen interessante Ergebnisse aufzeigen. Beispielsweise stellten Kraemer et al. (1998) fest, dass eine Kompressionsanwendung eine mildernde Wirkung auf Schwellungen und Entzündungen hat. Shim et al. (2001) zeigten auf, dass es durch Kompression zu einer Verbesserung der Propriozeption (Tiefensensibilität) kommt. Knapp 10 Jahre später wiesen MacRae et al. (2011) der Kompression nach dem Krafttraining eine positive Wirkung auf Mikrotraumen und Sauerstoffversorgung nach. 

Die vorliegende Studie beschäftigte sich mit der Auswirkung einer kombinierten Form von Kälte und Kompression, der „Cryocompression Therapy“. Hierzu wurden die Effekte auf Leistung und Erholungsparameter nach einem intensiven Krafttraining untersucht und aufgezeichnet.

Methode:
An der Studie nahmen 16 gesunde und trainierte Männer teil, die Krafttrainingserfahrung in ihrer Freizeit aufweisen konnten. Das Durchschnittsalter der Versuchspersonengruppe lag bei 22,4 Jahren. Alle Probanden mussten in den letzten sechs Monaten mindestens zweimal die Woche regelmäßig Barbell Squats trainiert haben. Außerdem mussten sie in der Lage sein, mindestens einmal ihr eigenes Körpergewicht heben zu können.

Es wurden folgende Baselinewerte erhoben:
– Alter, Größe, Körpergewicht
– 1RM Barbell Back Squat
– Body composition (Körperfettanteil über 7-site skin fold )
– Counter Movement Jump, Squat Jump
– Reaction time (Quick Board reaction test)
– physical activity (International Physical Activity Questionnaire)

Anschließend wurden die Männer in zwei randomisierte Gruppen eingeteilt (CRC-Cryocompression; CON- Control). Bezogen auf die Baselinewerte gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.

Es kam im Laufe der Studie zu drei weiteren Messungen. Es wurden Blutproben entnommen, um indirekte Anzeichen von Muskelverletzungen zu messen. Dies erfolgte direkt vor dem Training, unmittelbar nach dem Training und 60 Minuten nach dem Training. Es wurden Messungen subjektiver Parameter über Fragebögen durchgeführt (Schlafqualität, Ermüdung, Schmerz und Muskelkater). Diese erfolgten vor dem Training, 20 Minuten nach der Belastung und 60 Minuten nach der Belastung. Die Leistungstests (Counter Movement Jump, Squat Jump und Quick Board reaction test) wurden vor und 60 Minuten nach der Belastung durchgeführt.

Nach jeweils 24 Stunden und 48 Stunden wurden nochmals alle Messungen durchgeführt um die weitere Auswirkungen zu untersuchen.

Das durchgeführte Training wurde so konzipiert, dass es zur Ermüdung und leichten Muskelschäden führen sollte. Es wurden 4×6 Wiederholungen Barbell Back Squats mit 80% des 1RM durchgeführt. Die Serienpause betrug maximal 90 Sekunden. Anschließend führten die Probanden 4×8 Wiederholungen Deadlifts (1x eigenes Körpergewicht) durch. Die Serienpause betrug hier 60 Sekunden. Zum Schluss folgten 4×10 Wiederholungen Nordic Hamstring Curls mit 45 Sekunden Pause zwischen den Serien.

Die CRC Gruppe bekam direkt nach dem Training für 20 Minuten ein Cryocompression System angelegt. Die CON Gruppe verbrachte diese Zeit sitzend.

Ergebnisse:
Die Leistung bei den Counter Movement Jumps war 24 und 48 Stunden nach dem Training bei der CRC Gruppe signifikant höher als bei der CON Gruppe.

Aus dem Blut wurde die Kreatinkinase Konzentration gemessen. Sie gilt als indirektes Anzeichen für Muskelschädigungen. Bei beiden Gruppen kam es zu deutlichen Anstiegen nach dem Training. Nach 24 und 48 Stunden konnte bei der CRC Gruppe im Vergleich zur CON Gruppe eine signifikant geringere Kreatinkinase Konzentration gemessen werden.

Der Empfundene Schmerz nahm in beiden Gruppen nach dem Training zu. Zwischen den Gruppen gab es allerdings signifikante Unterschiede zu Gunsten der CRC Gruppe (weniger Schmerz) bereits nach 60 Minuten und auch 24 und 48 Stunden später.

In beiden Gruppen nahm die empfundene Schlafqualität nach dem Training ab. Die CRC Gruppe schlief aber 24 und 48 Stunden nach dem Training im Gruppenvergleich besser.

Die Muskelermüdung nahm bei beiden Gruppen zu. Aber auch hier gab die CRC Gruppe im Gruppenvergleich jeweils nach 24 und 48 Stunden der Belastung weniger Ermüdung an.

Die generelle Ermüdung der CRC Gruppe war direkt nach dem Training höher als von der CON Gruppe. 24 und 48 Stunden nach dem Training allerdings sank die wahrgenommene Ermüdung zu Gunsten der CRC Gruppe.

Hinsichtlich der Reaktionszeiten konnte kein Unterschied bei den Gruppen festgestellt werden.

Diskussion:
Laut den Autoren konnte in der Studie herausgefunden werden, dass die Kombination von Kälte und Kompression eine sinnvolle Möglichkeit ist um die Erholung nach einem harten Krafttraining zu verbessern. Dies wäre insbesondere für die Trainingsplanung von hohem Interesse. Auch der psychologische Faktor des wahrgenommenen Schmerzes und der wahrgenommenen Müdigkeit sind nicht zu unterschätzen und spielen eine entscheidende Rolle bei der Regeneration. Eine frühere Studie konnte aufzeigen, dass ein alleiniger Einsatz von Kompression das Schmerzempfinden nach 24 und 48 Stunden gesteigert hat (Kraemer et al., 2001). Die schmerzlindernde Wirkung der gleichzeitigen Kältebehandlung konnte dies in dieser Studie verhindern. Dies hatte voraussichtlich auch eine positive Auswirkung auf das Schlafverhalten.

Welche Ideen und Diskussionen könnt ihr zu diesem Thema anstoßen?
Wir freuen uns auf regen Austausch!

Wichtig: Die Studie wurde von einem Hersteller für Cryocompressions-Technologie in Auftrag gegeben. Deshalb hinterfragt sie und überlegt logisch, welche Schlüsse ihr aus diesen Ergebnissen ziehen werdet.

Hier der Link zur kompletten Studie