Dr. Christine Hutterer schreibt im Dossier der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin 3/2015 über die Möglichkeiten der robotisierten Ferndiagnose in Spielsportarten.
Laut Fr. Hutterer sind die Ärzte am Spielfeldrand oft nicht nahe genug am Geschehen um zu beurteilen ob es sich um eine ernsthafte Verletzung handelt. Als ein gutes Beispiel dafür zählt sie die Gehirnerschütterung des Nationalspielers Christoph Kramer im WM-Finale 2014 auf, in welchem die Notwendigkeit der Auswechslung erst durch den Schiedsrichter an den Trainer herangetragen wurde. In den USA ist vom Dartmouth-Hitschcock Center for Telehealth in New Hampshire für solche Situationen ein Seitenlinien-Roboter mit eingebauter Kamera entworfen und getestet worden. Dieser kann ferngesteuert werden und überträgt seine Bilder an einen Arzt, der seine Einschätzungen abgeben kann. Wo dieser sich zu der Zeit befindet ist nicht relevant. In den meisten Fällen, so Steve Broglio (Direktor des Neurosport Research Lab an der Universität von Michigan), kann der lizensierte Trainer selbst die ernsten Fälle erkennen, jedoch kann es in manchen Fällen von großer Hilfe sein, einen externen Spezialisten zu Rate ziehen zu können.
Sehr häufig sitzen gerade in unteren Ligen oder Universitätssport keine Mannschaftsärzte auf der Bank, die kurzfristig eingreifen können. Außerdem könnten Ärzte so, bei bis zu einem dutzend Spielen gleichzeitig virtuell anwesend sein. Das System stößt dann auf Schwierigkeiten, wenn eine komplexe körperliche Untersuchung vorgenommen werden muss. Laut Fr. Huttererier könnte ein Mittelsmann (Trainer etc.) den Anweisungen des Arztes über das Video folgen und somit bestimmte Verletzungen mittels Diagnose ausschließen. Einige Mediziner sind von dieser telemedizinischen Methode nicht überzeugt, was diverse Studien aufzeigen, welche 2010 in einem Review zusammengefasst wurden.
Von 80 Studien, kamen 20 Studien zu einem Ergebnis, welches die Effektivität dieses Roboters bestätigte. 19 Studien sahen noch erheblichen Forschungsbedarf, allerdings mit bislang guten Ergebnissen. 22 Studien kritisierten die unzureichende Evidenz und betonten keine konkreten Aussagen darüber machen zu können. Ein anderes neueres Review zeigt auf, dass die Mehrzahl der eHealth Studien diese Methoden als wirkungsvoll und kosteneffizient einstufen und darin Potenzial sehen.
Quellen:
Ekeland et al., Effectiveness of telemedicine: a systematic review of reviews. International Journal of Medical Informatics. 2010 Nov; 79 (11): 736-71. Doi:10.1016/j.ijmed-inf.2010.08.006
Elbert et al., Effectiveness and Cost-Effectiveness of eHealth Interventions in Somatic Diseases: A Systematic Review of Systematic Reviews and Meta-Analyses. Journal of Medical Inernet Research. 2014 Apr; 16(4): e110.doi:10.2196/jmir.2790