Scharhag-Rosenberger F.: Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, Jahrgang 63, Nr. 12 (2012), Seiten 357 – 359.
In der Rubrik „Standards der Sportmedizin“ fasst die Autorin aktuelle Studien zum Fettstoffwechseltraining zusammen. Meist kommt dieses Training zur Anwendung, wenn entweder eine Reduktion des Körperfettanteils (Gewichtsreduktion) oder die Energieflussrate aus dem Fettstoffwechsel (höhere Leistung aus dem Energielieferanten Fett bei langandauernden Ausdauerbelastungen unter Schonung der Glykogenvorräte) erhöht werden soll.
In der Praxis werden dazu im Ausdauertraining verschiedene Varianten zur Anwendung gebracht, wobei eine Überlegenheit der einen Variante über eine andere nicht eindeutig belegt ist:
- Training bei der Intensität mit der höchsten Fettflussrate (Fatmax)
- Trainingseinheiten von langer Dauer
- Training morgens nüchtern
- Training ohne Kohlenhydratzufuhr
- Training mit vorentleerten Glykogenspeichern
Bekannt ist, dass ein Ausdauertraining zu Steigerungen der Fettflussrate um bis zu 90% führen kann. Variationen in der Höhe der Adaptation ergeben sich aus der Art des Ausdauertrainings (Intensität, Dauer, Häufigkeit ), der Verfügbarkeit von Kohlenhydraten und dem untersuchten Probandenkollektiv. Zurückgeführt werden die positiven Anpassungen auf Veränderungen im Speicherort (z.B. subcutan oder Muskelzelle), in deren Bereitstellung, ihrem Transport und dem Stoffwechsel (z.B. Betaoxidation und Enzymkapazität).
In der Auswertung verschiedener Studien kommt die Autorin zu dem Schluss, dass Nüchterntraining oder Training ohne Kohlenhydratzufuhr (im Vergleich zur Kontrollgruppe) keinen überlegenen Einfluss auf die Leistung in der Ausdauer aufweisen kann. Und dies obwohl die Fettflussrate verbessert war (am stärksten beim Training mit teilentleerten Glykogenspeichern).
Möglicherweise liegen die – doch erstaunlichen (Anmerkung HJ Haas)– Ergebnisse an Schwächen im Studiendesign, kleinen Probandenkollektiven oder ungeschickt gestalteten Leistungstests. Weiter könnte es natürlich auch sein, dass eine durch Training „hochregulierter“ Fettstoffwechsel eine Herabregulation des Kohlenhydratstoffwechsel bewirkt, was die Gesamtleistung beinträchtigen könnte[1]
In Bezug auf gesundheitliche Aspekte könnte die Steigerung der Fettflussrate die „Insulinsensitivität“ und „metabolische Flexibilität“ verbessern. Metabolische Flexibilität beschreibt dabei den Wechsel zwischen Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel in Abhängigkeit von deren Verfügbarkeit. Damit kann einer Gewichtszunahme entgegen gewirkt werden. Ein alleiniges Ausdauertraining (ohne Veränderungen in der Energiebilanz) zur Verbesserung der Fettflussrate führt allerdings in der Regel zu keiner Gewichtsreduktion.
Den größten Einfluss auf die Fettflussrate scheint eine Training mit vorentleerten Glykogenspeichern zu haben. Mit Empfehlungen an die Leistungssportler sollte man sich jedoch zurück halten, weil eine Leistungsverbesserung nicht eindeutig belegt zu sein scheint und ggf. negative Wirkungen in Bezug auf Immunsystem und Übertraining möglich sind.
Zusammengefasst von
HJ Haas am 06.08.2013
[1] (Anmerkung HJHaas: Natürlich kann die Gesamtleistung reduziert sein, wenn ausschließlich im „Fettstoffwechselbereich“ trainiert wird. Deshalb versuchen Ausdauersportler i.d. Regel auch immer ein Training des Fettstoffwechsels mit einem Training des Kohlenhydratstoffwechsel zu kombinieren. Nicht in einer Trainingseinheit, aber zeitnah z.B. in der gleichen Woche oder im selben Macrozyklus. Der Anteil von Fettstoffwechsel- zu Kohlenhydratstoffwechseltraining orientiert sich dann an der jeweiligen Bedeutung für die Wettkampfleistung).