Aus Man Ther 2015; 20: 79-83
Fußfehlstellungen, etwa eine Varusstellung des Vorfußes, können Beschwerden im Hüftgelenk auslösen. Physiotherapeuten haben diese schon lange im Hinterkopf. Jetzt konnte allerdings ein Forscherteam aus Brasilien dies auch offiziell erstmals mit Zahlen belegen.
Dazu wurden 46 Probanden zwischen 14 und 18 Jahren rekrutiert. Anschließend wurde die Fußtellung des Vor- und des Rückfußes auf beiden Seiten gemessen. Um die Vorfußstellung zu messen, mussten sich die Probanden auf den Bauch legen. In der Mitte der Wade (M1) und mittig am Calcaneus (M2) des untersuchten Beines setzten die Forscher eine Markierung. Mit Hilfe eines Goniometers wurde das Verhältnis dieser beiden Punkte gemessen. Um die Rückfußstellung zur beurteilen, sollten sich die Probanden einbeinig und barfuß auf eine 45 cm hohe Stufe stellen, die sich vor einer Wand befand. In dieser Position maßen die Forscher den Winkel zwischen den beiden Markierungen M1 und M2. 23 der Teilnehmer ordneten die Wissenschaftler mit einer Varusstellung in Vor- und Rückfuß der Interventionsgruppe zu. Sie zeigten im Vorfuß einen Winkel von ≥ 8 Grad und im Rückfuß eine Eversion von ≥ 10 Grad. Die restlichen Teilnehmer hatten eine funktionelle Fußstellung, also im Vorfuß einen Winkel von < 8 Grad und im Rückfuß eine Eversion von < 10 Grad und wurden der Kontrollgruppe zugeteilt.
Um bei der Intervention die Bewegungen in Knie und Hüftgelenken zu messen, befestigten die Wissenschaftler Elektromagneten am Sacrum, distal lateral am Oberschenkel und anteromedial am oberen Teil der Tibia. Alle Teilnehmer bekamen dann die Aufgabe, mit verschränkten Armen vor dem Körper eine einbeinige Kniebeuge zu machen. Sie hatten 2 Sekunden Zeit um das Knie so weit wie möglich zu beugen. Diese Bewegung sollten Sie dreimal wiederholen. Ein Versuch wurde als gültig gewertet, wenn sie das Knie mindestens zu 60° gebeugt hatten und sich nicht festhalten oder das zweite Bein absetzen mussten. Bei den Probanden der Interventionsgruppe zeigten sich während der Ausführung, dass die einbeinige Kniebeuge eine stärkere Innenrotation im Hüftgelenk zur Folge hatte, als bei den Probanden der Kontrollgruppe. Dabei war es irrelevant, wie weit die Probanden ihr Knie tatsächlich gebeugt hatten (Hauptsache über 60°). Adduktion im Hüftgelenk und Abduktion im Kniegelenk unterschieden sich zwischen den beiden Gruppen nicht. Die Autoren betonen aufgrund ihrer Ergebnisse den Zusammenhang zwischen Fuß und Hüftgelenk und empfehlen deshalb bei Hüftbeschwerden auch die Füße im Hinterkopf zu haben.
Hier gibt es den Abstract