Koxarthrose – Ist der Therapeut wichtiger als die eigentliche Therapie?

Treten bei Menschen mit Koxarthrose Schmerzen auf, folgt in den meisten Fällen eine physiotherapeutische Behandlung um die Schmerzen zu lindern und die Funktion zu verbessern.Ob die Therapie auch den gewünschten Erfolg mit sich bringt? Offensichtlich bestehen bei einem Team australischer Forscher Zweifel.

Die Physiotherapeutin Prof. Kim Bennell aus Melbourne verglich dazu in einer Studie die „echte“ Physiotherapie mit einer Placebobehandlung. 

102 Probanden mit einer radiologisch gesicherten Hüftgelenksarthrose, die folgende Eigenschaften erfüllten, wurden rekrutiert.

Probanden

–       älter als 50 Jahre

–       Hüft- oder Leistenschmerzen seit mehr als drei Monaten

–       Schmerzintensität von ≤ 40/100 (VAS) in der letzten Woche

–       Moderate Einschränkung im Alltag

Es wurden zwei Gruppen gebildet, wo von eine die echte Physiotherapiebehandlung erhielt und die andere mit einer Placebotherapie behandelt wurden. Die Teilnehmer wurden zwar informiert, dass ein Vergleich einer Physiotherapie mit einer Scheinbehandlung stattfinden wird, jedoch erhielten Sie keine Informationen in welche Gruppe Sie eingeteilt waren.

Die Behandlungen erstreckten sich über 12 Wochen in denen zehn Einheiten stattfanden. Die ersten beiden Termine dauerten jeweils 45-60 Minuten, die übrigen Termine 30 Minuten. Teilnehmer der „echten“ Physiotherapie bekamen ein Standardprogramm bestehend aus Techniken der manuellen Therapie (Manipulation, Mobilisation, Weichteiltechniken, Dehnungen), vier bis sechs Heimübungen (Kräftigung der Hüftgelenkabduktoren und des Quadrizeps, Dehnungen und Beweglichkeitstraining, funktionelle Gleichgewichts- und Gangübungen) sowie Aufklärung und Beratung.Die Therapeuten hatten zudem die Möglichkeit, zusätzliche individuelle befundorientierte Maßnahmen einzusetzen. Nach dem Therapieprogramm bekamen die Probanden die Aufgabe, Ihr Heimprogramm sechs Monate lang dreimal wöchentlich weiter fortzuführen.

In der Placebogruppe erhielten die Patienten Schein-Ultraschall durch einen PT. Außerdem wurde durch den Therapeuten eine Handcreme auf die Hüftregion aufgetragen. Nach Ablauf des Interventionszeitraums wurde die Creme von den Teilnehmern sechs Monate lang dreimal wöchentlich benutzt.

Ein neutraler Therapeut untersuchte zu Beginn der Untersuchung und nach Ablauf der 13 Wochen alle Teilnehmer. Durch diverse Fragenbögen und Tests beurteilte dieser die durchschnittliche Schmerzstärke, die allgemeine Funktion der Hüfte, die Kraft der hüftumgebenen Muskulatur, die Gehgeschwindigkeit, das Gleichgewicht und die Lebensqualität. Nach 36 Wochen wurde der Fragebogen erneut ausgegeben. Schmerz und Funktion verbesserten sich bei beiden Gruppen in einem klinisch relevanten Ausmaß gleichermaßen. Bis auf einen Balance-Test gab es keinen signifikanten Unterschied bei beiden Gruppen.Somit stellt die Studie die spezifische Wirkung der Physiotherapie bei Patienten mit Koxarthrose in Frage.

Bleibt also abzuwarten welche Ergebnisse in Zukunft aus Melbourne zu erwarten sind. 

Dieser Beitrag ist ein Schlag ins Gesicht für alle Physiotherapeuten die Ihren Job mit so viel Herz und Engagement ausüben und sich jeden Tag Zeit für Ihre Patienten nehmen.

Wir sind gespannt auf Eure Meinungen, Erfahrungen und Kommentare.

Zusammengefasst aus der Zeitschrift „physiopraxis – Das Fachmagazin für Physiotherapie“, Januar 2015 (13. Jahrgang)

Interview mit Dr. Swan zum Thema:

http://www.abc.net.au/radionational/programs/healthreport/the-use-of-physical-therapy-for-hip-osteoarthritis/5473432