Zusammenfassung von Axel Kautz:
Massage ist einer der ältesten, wenn nicht sogar die älteste Therapieform. Das Wort Massage stammt vom arabischen Wort Mass ab, dass mit Kneten oder Drücken übersetzt werden kann. In der klassischen Massagetherapie kommen Streichung, Knetungen, Friktionen, schüttelnde Griffe und Vibrationen zum Einsatz.
Je nach Therapieziel werden die Griffarten zu einem Behandlungskonzept zusammen gestellt, das völlig auf das Krankheitsbild, den Zustand des Patienten sowie den Gewebsbefund abgestimmt ist. Der individuelle Aufbau der Massage ergibt sich aus den erwünschten therapeutischen Wirkungen, von denen auch Intensität, Dauer und Schnelligkeit der Griffe sowie deren Kombinationen abhängig sind. Jede Massage und jeder einzelne Massagegriff hat zielgerecht zu sein.
Es geht nicht um irgendeine Massage, sondern um die richtige Massage!
Therapeutische Wirkung
Man kann die einzelnen therapeutischen Wirkungen in der Praxis nicht voneinander trennen.
Dadurch kommt es in Wirklichkeit in der Massage immer zu komplexen Geschehen, wobei der Therapeut allerdings in der Lage ist durch besondere Gestaltung der Massage bestimmte erwünschte Auswirkungen auszulösen.
Folgende Wirkungen können erreicht werden:
• Lokale und großflächige Hyperämie sowohl an oberflächlichen wie auch an tiefen Gewebsschichten
• Gefäß- und Gewebsflüssigkeitsverschiebung durch Entleerung von Venen und Lymphbahnen
• Steigerung der Stoffwechselvorgänge und beschleunigte Resorption von Stoffwechselendprodukten. Dadurch kommt es zur eindeutigen, nachgewiesenen
beschleunigten Entmüdung der Muskulatur, was die vermehrte Ausscheidung von Milchsäure (Laktat) als auch von Harnstoffen erklärt. Demzufolge erhält man eine verbessere Energiebereitstellung für die Muskulatur und schnellere Erholung.
• Verbesserung der Permeabilität insbesondere der Epithel- und Muskelzellen sowie eine Tonusregulation der Gefäße und Muskulatur. Bei den arteriellen Gefäßen zeigt sich diese Wirkung durch Dilatation. An den Lymphgefäßen und an deren Klappen als auch an der Motorik ist eine Erregungssteigerung zu beobachten. Der Tonus der Muskulatur kann gesteigert aber auch gesengt erden im Sinne von Tonisierung und Detonisierung.
Allgemeinwirkungen
Humorale Zustandsänderung: Hierunter ist zu verstehen, dass sich unter Einfluss der Massage die Zusammensetzung der Gewebssäfte durch Bildung verschiedener Wirkstoffe ändert. Zum Beispiel Histamin bzw. histaminähnliche Substanzen, die als Gewebshormone unter Druck- bzw. Hautreizgriffen durch die Mastzellen gebildet werden (Hautrötung!!!). Psychische Wirkung: da die Hautdecke unterschiedlich mit sensiblen Nervenendigungen ausgestattet ist, vermag die Massage über bestimmte Körperoberflächenregionen besonders starke psychische Effekte zu erzielen. Zu diesen zählen insbesondere die Schulter-, Nackenregion, der gesamte Kopf, der Rücken, die Außenseite der Oberschenkel sowie die Fußsohle.
Schmerzlindernde Wirkung
Zusammenfassend lässt sich die schmerzlindernde Wirkung durch den von MELZACK und WALL beschriebenen Verdeckungs- oder Überlagerungseffekt (Gate-Control), die beschleunigte Ausschwemmung schmerzauslösender Substanzen wie Histamin, Serotonin, Bradykinin u.a. und die Bildung von Endomorphinen erklären.
Immunologische Wirkung: WERNER und HUBER (1996) konnten nachweisen, dass sechs, im Abstand von zwei Tagen durchgeführte, Ganzkörpermassagen von 30 min. Dauer zu deutlichen Reaktionen einzelner Blutparameter führten.
Zusammenfassung der therapeutischen Wirkungen
• Steigerung der örtlichen Durchblutung
• Entstauung im Venen- und Lymphbereich
• Steigerung der Stoffwechselvorgänge
• Verbesserung der Permeabilität
• Regulierung des Gefäß- und Muskeltonus
• Entmüdung der Muskulatur
• Verbesserung von Tugor und Trophik
• Schmerzauflösung
• Lösung von Narben und Gewebsverklebungen
• Psychische Entspannung
• Stimulation des Immunsystems
„Die Sportmassage“
Wir unterscheiden zwischen einer
• vorbereitenden oder Vorwettkampf Massage
• regenerations- oder entmüdende Massage
Die beiden Massageformen unterscheiden sich nicht nur in ihrer Aufgabenstellung, sondern auch in ihrer Durchführung völlig voneinander.
Jede Massage im Sport wird dem Individuum angepasst, d.h. dass sie nicht nach einem starren System und streng systematischem Aufbau durchgeführt werden müssen.
Die Vorwettkampf Massage beginnt bei Individualsportarten etwa eine Stunde vor dem Wettkampf und sollte nicht länger als 15 Minuten dauern, wobei sie sich auf die für den Wettkampf wichtigsten Muskelgruppen beschränkt.
Folgende Wirkungen sollen erzielt werden:
• höheres Energieangebot durch verbesserte Muskeldurchblutung
• Regulation der Muskelspannung durch Normotonus
• Herabsetzen der Gleitwiderstände durch erleichterte Verschieblichkeit der
Gewebsschichten zueinander
• Vegetative Erregungssteigerung und psychische Stimulation im Sinne von erfrischen,
beleben und positiver Einstellung
Der Sportphysiotherapeut (SPT) bedient sich dabei einer weichen relativ schnellen und druckarmen, sehr rhythmisch angelegten Massagetechnik, insbesondere der Streichungen, Knetungen und Schüttelungen mit einem geringen Anteil an Friktionen.
Die Vorbereitungsmassage darf keinesfalls ermüden und „detonisierend“ sein. Das Bewegungs- und Spannungsgefühl, ebenso die Empfindung für ein wichtiges sportspezifisches Medium, wie etwa Wasser oder das Sportgerät, dürfen nicht beeinträchtigt werden. Aus diesem Grund sollte ggf. auf die Verwendung von Gleitmittel verzichtet werden. Bei manchen Sportarten ist die Verwendung von Gleitmittel zur Vorwettkampfmassage problematisch, z.B. beim Schwimmen. Bei Sportarten wie z.B. Ringen, Judo, Wasserball u.a. führt eingeölte und fettige Haut sogar zur Disqualifikation.
Sicherlich gibt es hier individuelle Unterschiede, denen sich der SPT durch gezielte Variationen der Massagetechnik anpasst.
Die Vorbereitungsmassage kann abgeschlossen werden mit einer Sportfluid- oder Franzbrandwein- Abreibung. Anschließend sofort Trainingskleidung anziehen!!
Eine gewisse Modifikation der Vorbereitungsmassage wird dann vorgenommen, wenn der Athlet mehrere Starts innerhalb eines Wettkampfabschnittes absolvieren muss. Man spricht hierbei von der Zwischen- und Halbzeitmassage.
Die Regenerationsmassage
Die erste Maßnahme der Entmüdung besteht darin, dass sich der Athlet nach Beendigung seines Trainings oder Wettkampfes sinnvoll Abwärmt.
Dies ist besonders für die Ausdauersportarten von allergrößter Wichtigkeit. Erst nach Beendigung des Abwärmens (Cool-Down) und einem „Duschbad“ folgt die Entmüdungsmassage. Sie hat die wichtige Aufgabenstellung zu erfüllen, die Regenerationsvorgänge der Muskulatur und des Organismus zu unterstützen und zu Verkürzen. Die Regenerationsmassage, die am Abend stattfindet darf auf keinen Fall vegetativ erregend sein (Schlafstörungen!!). Sie hat gleichzeitig die wichtige Funktion einer umfassenden Befunderhebung.
FAZIT
Die Sportmassage hat einen festen Platz im Hochleistungssport. Die Erholung wird durch die Sportmassage erheblich beschleunigt, daher sollte sie insbesondere während der trainingsintensiven Phasen des Jahres, aber auch in der Wettkampfvorbereitung als begleitende Betreuung eingeplant sein, um einerseits eine verbesserte Leistungsfähigkeit und anderseits eine Verletzungsprävention zu erzielen. Zum geordneten Umfeld der sportphysiotherapeutischen Gesamtbetreuung gehört natürlich auch die vertrauensvolle und angestimmte Kommunikation zwischen Sportler, Trainer, Sportarzt und SPT.
Durch den besonders engen Kontakt des SPT zum Sportler kommt diesem im Besonderen bei Wettkämpfen die wichtige Rolle des Ausgleiches, der Ruhe und der positiven Gelassenheit zu, von der immer auch leistungsmotivierende Impulse ausgehen sollen.
Wenn man bedenkt, dass bei Wettkämpfen oder Trainingslager die Arbeit des SPT zu 80% aus Massage bzw. Pflege des Athleten besteht, kann die Wichtigkeit der fachgerechten Durchführung der Sportmassage nicht genug betont werden.