Alfredson H., Tol , de Vos RJ. Chronic Pain in the Achilles Tendon. http://www.aspetar.com/journal/ (Ausgabe Februar 2013, Vol 2, Issue 1)
Aspetar gilt derzeit als eines DER Zentren für moderne Sportmedizin, Sportphysiotherapie und angewandte Trainingswissenschaft.
Unter anderem wird auch eine interessante Fachzeitschrift herausgegeben, die beitragen soll, die Kluft zwischen Wissenschaft und Praxis (ähnlich dem Konzept der „Sportphyiso“ vom Thieme-Verlag) zu verringern: Aspetar – Sports Medicine Journal.
Es lohnt sich mal reinzuschauen – http://www.aspetar.com/journal/
In der nachfolgenden Zusammenfassung eines Artikels der Ausgabe Februar 2013 (Vol 2, Issue 1) geht’s um das schmerzhafte Thema „Chronische Achillessehnenreizung“ oder um im Originaltext zu bleiben um „Chronic Pain in the Achilles Tendon“.
Das Autorentrio Alfredson, Tol und de Vos zeigt auf, dass rund 30-50% aller „Sportverletzungen“ mit Sehnenproblematiken einhergehen und bemühen sind gleich anfangs um eine Begriffsklärung. Der früher gebräuchliche Ausdruck „Tendinitis“ ist mittlerweile – weil bei chronischen Sehnenproblemen histologisch keine Entzündung nachzuweisen ist – von der Bezeichnung „Tendinopathie“ abgelöst worden.
Histopathologisch gesehen, kommt es bei chronischen Achillessehnenproblemen zur Degeneration von Sehnengewebe, Tenozyten und anderen nicht-kollagenen Matrixbestandteilen. Auffällig dabei ist, dass die Ausrichtung des Sehnengewebes verloren geht. Ein weiteres wesentliches Merkmal der Tendinopathie ist die starke Neovaskularisation aus dem ventral der Sehne liegenden Fettgewebe. In unmittelbarer Umgebung dieser Blutgefässe finden sich jede Menge sensorische und sympathische Nerven. Makroskopisch gesehen kommt es zu einer Verdickung der Sehne und zu Adhäsionen.
Die Klinik zeigt typischerweise das Bild einer häufig im mittleren Drittel verdickten und schmerzhaften Sehne bei eingeschränkter Funktion. Ein gängiger Fehler im Umgang mit der Problematik dürfte folgender sein: „too much – too soon“ – also zu viel Belastung, zu früh appliziert.
Nun zu den möglichen Behandlungsstrategien. Nach oben genannten neueren Erkenntnissen hat die Gabe von NSAR-Medikamenten keine wissenschaftliche Grundlage mehr. Auch die Infiltration mit Corticosteroiden hat wenig Aussicht auf Erfolg und ist zudem begleitet vom Risiko der spontanen Sehnenruptur.
Exzentrische Übungen wie von Alfredson et al. empfohlen (Schmerz ignorieren, Belastung steigern, langsame exzentrische Übungsausführung) haben zu deutlich besseren Ergebnissen hinsichtlich der Schmerzsituation (nicht aber im Bezug auf die Funktion) geführt, lassen aber die wissenschaftliche Evidenz vermissen.
Neuere Strategien setzen auf Verödung, Sklerosierung der neu einspriessenden Blutgefäße.
Eine Gruppe von Sportmedizinern in Umea (Schweden) forciert eine vielversprechende minimalinvasive operative Entfernung dieser neovaskularisierten Gewebszonen. Schon 3-6 Wochen nach dem Eingriff können Sportler wieder zur Vollbelastung zurückkehren.
Nicht außer Acht zu lassen ist die Plantaris-Sehne, die bei rund 10-15% aller Menschen sehr nahe an der Achillessehne liegt und mechanische Reibung verursachen kann. Operativer „Release“ oder Entfernung können hier gute klinische Resultate bringen.
Im Trend liegend versucht die „regenerative Medizin“ mit Wachstumsfaktoren (hier: Platelet Rich Plasma) Besserung zu bringen. Dagegen spricht allerdings, dass in Studien auch Placebo-Gruppen ähnliche Therapie-Ergebnisse erzielt haben.
Nächste Interventionsschritte gehen sicher in Richtung „Stammzellen-Therapie“ – man wird abwarten müssen wie sich das entwickeln wird.
Derzeit lässt sich sagen, dass Therapien die „außerhalb“ der Sehne ansetzen – wie etwa die angesprochenen Sklerosierungen und minimalinvasiven operativen Gewebsentfernungen die besten Ergebnisse hervorbringen.
Also – wer mehr wissen will sollte sich HIER dem sehr interessanten Artikel im Detail widmen.
Wie immer: Gewinnbringendes Lesevergnügen wünscht Euch das Team „spt-education“!
zusammengefasst von Gerald Mitterbauer