Training für den Kopf

-mentales Training zur Beschleunigung der Rehabilitation nach Sportverletzungen- 

Der Tennis- und Mentaltrainer Markus Hornig berichtet in der aktuellen Sportärztezeitung über den Einsatz des ideomotorischen Trainings im Rehabilitationsprozess. Dies beschreibt er anwendungsnah anhand eines Beispiels mit dem Tennisprofi Daniel Altmaier, nachdem dieser einen Einriss der Supraspinatussehne der Schlagschulter erlitt.

Ideomotorisches Training: 

Der Naturwissenschaftler W.B. Carpenter erkannte bereits 1873, dass man mit Hilfe von intensiven Bewegungsvorstellungen, den betroffenen Muskelapparat gezielt aktivieren kann. Durch Rückkopplungsmechanismen im vegetativen Funktionsbereich und durch das psychoneuromuskuläre Zusammenspiel kommt es zu spürbaren kinästhetischen Empfindungen bis hin zu Muskelzuckungen im betroffenen Apparat. Durch heutige Erkenntnisse der Wissenschaft kann man den „Carpenter Effekt“ noch ausweiten. Somit kommt noch eine Steigerung der Herzfrequenz, eine Intensivierung der Atmung und eine Erhöhung des Blutdrucks hinzu. Diese körperlichen Veränderungen sind ein wertvoller Effekt von ideomotorischem Training. Dazu kommt der Faktor der Motivation. Der schnelle Einstieg des verletzten Athleten in Trainingsmaßnahmen bietet dem Sportler wieder ein Ziel vor Augen, welches er schnell und ohne Kontraindikation erreichen kann. 

Voraussetzungen für ideomotorisches Training: 

Der Alpha-Zustand: 
Um erfolgreich mit der Methode des ideomotorischen Trainings arbeiten zu können, muss zuerst ein Zustand tiefer körperlicher Entspannung erreicht werden in dem man eine 100% Konzentration aufweisen muss. Störende oder ablenkende Emotionen müssen gelöst werden. Somit ist der Körper tiefenentspannt, der Geist jedoch hellwach.

Die Innenperspektive: 
Nur mit ausreichender Vorstellungskraft, Selbstdisziplin und einer hohen Konzentration ist es möglich, erfolgreich imaginierte Bewegungsabläufe zu fühlen und zu erleben. Dies erfordert wie jede andere Methode einen gewissen Trainingsfleiß. 

Wie ist ideomotorisches Training aufgebaut?

Bewegungsskript:
Das Bewegungsskript ist eine schriftliche Ausarbeitung eines bestimmten Bewegungsablaufes. In Falle Daniel Altmaier, eine genaue Bewegungsbeschreibung einer seiner Aufschläge. Hier ist es sehr wichtig das der Athlet das Skript selbst schreibt, da es in den eigenen Worten für ihn am verständlichsten ist. Oftmals fallen so auch nochmal wichtige Details der Technik und der Bewegungskoordination auf, die zuvor gar nicht bewusst wahrgenommen wurden. Des Weiteren ist darauf zu achten, dass im Präsenz und in der Ich-Form geschrieben wird. Verneinungen sollten nicht vorkommen. 

Bsp.: „Während des Zusammenspiels der Arme gehe ich in die Knie und spüre, wie sich im gesamten Körper eine enorme Spannung aufbaut. Die linke Hüfte schiebt sich nach vorne ins Feld, während sich der Oberkörper eindreht und ins Hohlkreuz geht.“

Schlüsselwörter:
Die wichtigsten Bewegungen werden anschließend mit Schlüsselwörter versehen, mit denen der Athlet direkt eine Verbindung zur eigentlich Bewegungsbeschreibung assoziieren kann. 

Bsp.: „Während des Zusammenspiels…ins Hohlkreuz geht“ ->  „Hüfte ins Feld“

Emotionen:
Im letzten Schritt werden nun diese Schlüsselwörter mit passenden Emotionen verknüpft, bzw. in eine Metapher umgewandelt. Dies ist sehr wichtig, da das Bewegungsgedächtnis fast ausschließlich emotional reagiert. 

Bsp.: „Hüfte ins Feld“ -> „Bogenspannung“

Trainingspraxis: 
Das mentale Training sollte in einer Position stattfinden, der der Bewegungsposition ähnelt. Markus Hornig hat mit Daniel in einer stehenden Position trainiert, da dies der Aufschlagsposition am nächsten ist. Bei einem Kraulschwimmer zum Beispiel würde man in Bauchlage trainieren. Da mentales Training sehr anstrengend ist werden hier anfangs nur wenige Wiederholungen über einen kurzen Zeitraum (15-20 Minuten) empfohlen. Sobald die Konzentration abbricht, oder die Vorstellung nicht mehr kontrolliert werden kann ist das Training sofort abzubrechen.

Diskussion

Liebe Leser und Leserinnen, habt ihr bereits Erfahrung mit ideomotorischem Training gemacht? Wie ist eure Sicht als Physiotherapeut/in zu diesem Thema und den Einsatzmöglichkeiten? Könnte man dies gut in einen „Return to Sports“ Plan integrieren?

Am Montag stellen wir die einzelnen Schritte Markus Hornig`s Trainingsplan für Daniel Altmaier vor und schauen uns an wie das Ergebnis einzuordnen ist.